Jahresbericht 2022

Wer in den letzten Wochen Nachrichten zu Peru verfolgt hat, weiss, dass im Moment die politische Lage sehr instabil ist. Das wirkt sich natürlich auch auf das Reisen aus. So waren die Flughäfen von Lima und Arequipa zeitweise geschlossen und auch die Strassen, die aus Cusco herausführen, sind immer wieder tagelang durch Streiks blockiert. Während der zwei Wochen, die meine Tochter Ende November in Peru verbrachte, war darum einiges unberechenbarer als auch schon. Trotzdem war sie sehr froh, dass es nach Covid überhaupt wieder möglich war, nach Cusco zu reisen und Zeit mit den Kindern und auch mit den Heimleitern Jeremy Cuba Escobar und Nilda Escobar zu verbringen. Sie schreibt über die Zeit in Cusco:

“Aufgrund eines Unfalls im Flughafen von Lima dauerte die Hinreise nach Cusco insgesamt 54 Stunden. Doch gleich bei der Ankunft war ich wieder mittendrin in den bekannten Geräuschen und Gerüchen – hupende Taxis in engen Gassen, Menschenmengen auf dem Markt, frischer Muñatee. Bereits am zweiten Tag war ich im Mädchenheim zum Mittagessen eingeladen. Im Moment leben neun Mädchen im Mädchenheim. Die Kleinen fragten mir sofort Löcher in den Bauch und präsentierten stolz ihr neues Haustier, ein Huhn, das jeden Tag ein Ei legt. Auch bei den Buben, wo im Moment acht Kinder leben, gibt es Haustiere. Eines Tages kamen zwei der Jüngsten mit einem Plastiksack mit zwei Fischen drin von der Schule zurück. In einem improvisierten Aquarium leben mittlerweile fast 50 Nachkommen dieses Fischpaars.

Bei einem gemeinsamen Abendessen habe ich mehrere ehemalige Elimbewohner wiedergesehen und es hat mich gefreut zu hören wie es ihnen geht. Ein Anwalt berichtete von den Fällen in der Kanzlei, die er zusammen mit einem Partner führt, ein Künstler von seiner ersten eigenen Ausstellung. Mit dabei war auch Isabella, die achtzehn Monate alte Tochter von Jeremy und Guiliana. Sie sagte allerdings ausser “Gracias” noch nicht so viel. Unter den Studierenden gibt es zwei angehende Krankenpflegerinnen (die bereits den praktischen Teil ihrer Ausbildung angetreten haben), sowie einen angehenden Bauingenieur, einen Psychologiestudenten und eine Pharmazeutin. Die Studiengebühren bezahlt zum Teil der Ausbildungsfond, einige haben es aber auch geschafft, ein staatliches Stipendium zu ergattern, was sehr schwierig ist, weil die Konkurrenz riesig ist. Ein Student lebt bereits in einer eigenen Wohnung und arbeitet am Wochenende im Elim als Tutor.

Mittlerweile ist es Tradition geworden, zum Abschluss eines Besuches alle Kinder und Angestellten in die Polleria einzuladen. Aufgrund der hohen Preise sowohl für Poulet als auch Kartoffeln, entschieden wir jedoch dieses Jahr eine Cevicheria zu besuchen. Das traditionelle Gericht aus rohem Fisch garniert mit Algen schmeckte einigen der Kinder sehr, andere mussten sich zunächst etwas überwinden. Zum Schluss des Besuchs durfte ich noch bei der Hauptprobe des Krippenspiels zusehen. Einmal mehr erstaunte es mich mit wieviel Kreativität die Kinder zu Werke gehen, sei es beim Basteln der Kostüme oder beim Erfinden von Choreographien für die Tanzeinlagen.

Cusco hat sich in den dreieinhalb Jahren seit unserem letzten Besuch nur wenig verändert, und doch sieht man einige Neuerungen. Während der Pandemie haben viele Leute ein Fahrrad gekauft und so entdeckt man im dichten Stadtverkehr plötzlich hie und da ein Velo. Ein Velofahrer meinte, dass es noch sehr gefährlich sei und die Autofahrer wenig Verständnis hätten, doch es gibt bereits vereinzelt Velostreifen. Auch Solaranlagen sieht man hie und da, wenn auch zum Teil mit Zaun und Stacheldraht gegen Diebstahl gesichert. Dennoch fände ich es wirklich toll, wenn man auf dem Dach des Bubenheims ein paar Panels installieren könnte. Leider wurde dieses Projekt bis jetzt nicht realisiert. Im Gespräch mit Jeremy konnte ich besser verstehen warum. Ihn beschäftigen im Moment vor allem die ausbleibenden Volontäre, der starke Preisanstieg (Brot ist nach wie vor fast doppelt so teuer wie vor der Pandemie) sowie das Wasser, das im Fundament des Mädchenheim eindringt und die Wände aus Lehm beschädigt.“

In der Schweiz veranstaltete Marcel Dietler diesen Frühling in der Thomaskirche in Liebefeld ein Benefizkonzert. Es spielten der Cellist Wen-Sinn Yang aus München und der Kirchenmusiker Elie Jolliet. Eine grosse Vereinfachung für unseren Kassier war die Einführung der QR-Einzahlungsscheine. Zwar mussten wir neue Einzahlungsscheine anfordern, und für manche Spender war es eine Umstellung, aber die Abrechnung geht dadurch sehr viel schneller. Im Verein gibt es im nächsten Jahr eine Änderung. Patrick Götsch wird in der nächsten Generalversammlung aus dem Vorstand zurücktreten. Wir danken ihm herzlich für sein Engagement während den vergangen zehn Jahren und freuen uns, dass er als Vereinsmitglied weiterhin mit Contigo verbunden bleibt. Im März nächsten Jahres feiert der Verein auch sein zehnjähriges Bestehen. Insgesamt haben wir in den zehn Jahren 317’302 Franken an Spenden an Elim überweisen dürfen. Das ist weit mehr als wir uns je erhofft hatten. Ganz herzlichen Dank an alle Spenderinnen und Spender, welche die Elimkinder Jahr für Jahr unterstützen.

Für den Vorstand

Roland Laager

Die Rechnung und die Bilanz 2022 können als PDF heruntergeladen werden.