Jahresbericht 2015

Im Februar 2015 reiste ich erneut für 10 Tage nach Cusco und freute mich zu sehen, wie sich die Kinder seit unserem letzten Besuch entwickelt haben. Besonders eindrücklich fand ich, dass ein Junge, der vor eineinhalb Jahren noch ausgesprochen schüchtern war und sich kaum traute vor anderen zu sprechen, nun selbstbewusst auf der Bühne ein selber kreiertes Theater präsentierte. In seinem Stück „el rey triste“, der traurige König, versuchen die Darsteller einer nach dem anderen den stumm dasitzenden König mit Saltos, Gesang oder Tänzen aufzuheitern, bis es zuletzt dem jüngsten gelingt, den traurigen König zum Lachen zu bringen. Auch in diesem Jahr untersuchte ich alle Kinder und stellte erfreut fest, dass grundsätzlich alle bei guter Gesundheit waren. Allerdings fiel mir auf, dass fast keines der Kinder mehr eine Brille trug, obwohl ich bei einigen bereits eine Visuseinschränkung festgestellt hatte. Es stellte sich heraus, dass viele der Brillen im Laufe der letzten eineinhalb Jahren zerbrochen und wegen der knappen Finanzen nicht ersetzt worden waren. Ein befreundeter Optiker spendete, als er nach meiner Rückkehr von dieser Situation hörte, kurzerhand zwanzig Brillen, die Marcel Dietler bei seinem Besuch im Juni mit nach Cusco nehmen konnte.

Da die Kinder während unseres Aufenthalts in Cusco gerade Schulferien hatten, konnten wir einem Batzen, der uns kurz vor der Reise dafür übergebenen wurde, einen Tag lang einen Bus mieten und einen Ausflug zu den Inka Ruinen der Umgebung machen. Die Kinder genossen es sichtlich, einen ganzen Tag miteinander draussen unterwegs zu sein und auch für uns war die Fahrt durch die schöne Hügellanschaft rund um Cusco ein Erlebnis.

Auch in diesem Jahr hatten wir die Gelegenheit für längere Gespräche mit den Heimleitern, Jeremy und Nilda Cuba Escobar. Sie erzählten unter anderem, dass es seit einigen Monaten eine neue gesetzliche Regelung für die Fremdplatzierung von Kindern aus schwierigen familiären Verhältnissen gibt. Dabei werden die Kinder für drei Monate in einem Heim untergebracht. In dieser Zeit durchlaufen die übrigen Familienmitglieder eine Therapie, die

sich aus Gesprächen mit Psychologen und oft auch einem Alkoholentzug zusammensetzt. Nach drei Monaten wird das Kind zurück in die Familie gebracht. Diese Regelung hat für Elim zur Folge, dass zur Zeit immer wieder Kinder ins Heim gebracht werden, die nach kurzer Zeit wieder gehen. Jeremy und Nilda stehen dieser Regelung kritisch gegenüber. Sie sind der Meinung, dass drei Monate zu kurz sind um nachhaltige Veränderungen in der für die Kinder oft schädlichen Familienstruktur zu erreichen und haben sich bereits mit anderen Heimleitungen zusammengeschlossen, um eine Änderung dieser Regelung zu bewirken. Grundsätzlich sind die Heimleiter sehr bemüht, die noch vorhandenen Kontakte der Kinder zu ihren Familien zu erhalten und so war es zum Beispiel erfreulich, dass der Vater eines Mädchens nach langer Abwesenheit an ihrem Geburtstagsfest teilgenommen hatte. Es ist für sie aber teilweise schwierig, zu erleben, wie Kinder, die in der kurzen Zeit im Elim schon erste Fortschritte gemacht haben, wieder in die gleichen, schwierigen Verhältnisse zurückgebracht werden. Und auch die kurzfristige und oft erzwungene Heimplatzierung führt immer wieder zu Problemen. So stürzte beispielsweise im November ein wenige Tage zuvor von den Behörden im Elim platzierter Junge aus dem Fenster im ersten Stock, brach sich ein Bein und musste notoperiert werden. Für solche unerwarteten, hohen Kosten hat Elim keine Reserven und es war deshalb sehr hilfreich, dass der Verein die Kosten übernehmen konnte.

In Bettingen hat der Verein Anfang des Jahres 2015 einige neue Mitglieder gewonnen und so fand die Mitgliederversammlung 2015 mit 14 Anwesenden im Gemeindesaal statt. Nach einer Vorstellung des Heims und der aktuellen Entwicklungen wurde in einer guten Atmosphäre lebhaft diskutiert.

Auch in diesem Jahr durften wir wieder am Bettinger Herbstfest mit einem Stand präsent sein. Obwohl weniger Stricksachen verkauft wurden als erhofft, war der Erlös am Ende des Tages erfreulich und es ergaben sich auch Gelegenheiten für Gespräche über das Heim.

Im Laufe des Jahres hat der Verein viele Spenden erhalten. Neben grösseren Beiträgen der Gemeinde Arlesheim und der Haag Stiftung sowie Kollekten von Kirchgemeinden und Abdankungen stammt fast die Hälfte aller Spenden von privaten Gönnern. Es ist erfreulich zu sehen, wie viele verschiedene Menschen die wertvolle Arbeit mit den Strassenkindern von Cusco unterstützen. Dafür danke ich Ihnen herzlich.

Für den Vorstand

Roland Laager

Die Rechnung 2015 kann als PDF heruntergeladen werden.