Jahresbericht 2018

Etwas mehr als ein Jahr ist seit meinem letzten Besuch in Cusco vergangen. Um auf dem Laufenden zu bleiben telefoniere ich ca. alle drei Wochen mit Jeremy Cuba, dem Heimleiter. Meistens erhalte ich dabei live einen Einblick in seine tägliche Arbeit, wenn er zum Beispiel gerade in der Warteschlange bei einer Behörde ist. Er berichtet dann vom bewegten Alltag mit den Kindern, über Diskussionen bezüglich Ausbildung oder Kontakt mit Verwandten. Zum Glück eher ausnahmsweise war er gerade auf dem Weg zur Polizeistation um einen Jungen abzuholen, der sich mit Wertsachen aus dem Heim davongemacht hatte. Von seiner Hochzeit mit Giuliana Dalguerre im April hat er Fotos geschickt. Sie zeigen ein strahlendes Brautpaar, das voller Zuversicht in die gemeinsame Zukunft blickt.

Im Sommer hat eine Schweizer Medizinstudentin etwa drei Monate im Bubenheim gelebt. Sie hat als Volontärin bei der Betreuung der Kinder mitgeholfen und in einer Klinik ein Praktikum absolviert. Die Zeit in Cusco hat sie als sehr bereichernd empfunden und schreibt zu ihren Erlebnissen im Elim unter anderem: „Besonders schön war, bereits in so kurzer Zeit eine Entwicklung der Kinder mitzuerleben. Ein Junge war etwa eine Woche vor mir ins Heim gekommen. Als ich ihn kennenlernte, war er schüchtern, zurückhaltend und ziemlich traurig. Er wollte sich kaum integrieren und mochte mit niemandem reden. Wenn man ihn direkt ansprach, reagierte er mit Kopfschütteln oder mit «Ich weiss nicht». Manchmal begann er sogar zu weinen. Aber dann blühte er immer mehr auf, zeigte uns Musik, die er gerne mochte, improvisierte eigene Liedtexte dazu, erzählte mir von seinen Gedanken und was ihn alles so belastete. Ich erinnere mich genau daran, als ich ihn zum ersten Mal lachen sah. Und wer hätte das gedacht: am Ende der sieben Wochen gehörte er mit zu den lautesten und lustigsten Jungen im Heim.“

Diese positiven Erfahrungen stehen im Gegensatz zum Verhalten eines ehemaligen Mitarbeiters und einer Volontärin. Sie wollten ein eigenes Heim eröffnen und haben Elim in einen Rechtsstreit hineingezogen. Das Verfahren ist aktuell hängig. Wir rechnen mit einem Freispruch. Dennoch belastet das Verfahren Elim. Beim nächsten Besuch im März werden wir mit der Heimleitung aber erneut über das Konzept mit den Volontären diskutieren müssen. Denn es wäre ein grosser Verlust für Elim, wenn aufgrund des Fehlverhaltens

einiger weniger Volontäre die vielen positiven Impulse, die von den motivierten jungen Besuchern ausgehen, wegfallen würden.

In der Schweiz hat Marcel Dietler unermüdlich von Elim erzählt und war in verschiedenen Gottesdiensten als Konfitürepfarrer unterwegs. Leider musste er auch die Abdankung von Elisabeth Hasler halten, die uns als „Räubergotte“ in Erinnerung bleiben wird. Diesen „Ehrentitel“ erhielt sie, als sie in Cusco Patin eines Jungen wurde, der bevor er ins Elim kam, als Bankräuber tätig war. Sie war Elim über Jahre treu verbunden.

Im Februar 2018 hielt ein Mitglied des Vorstands von Contigo, Patrick Götsch, zusammen mit Michèlle Faller einen Vortrag über ihre Wanderung auf alten Saumwegen von Bettingen ins Tessin. Der Reisebericht war sehr gut besucht, und es wurde für Contigo gesammelt.

Noch etwas Geduld benötigen wir bei der Errichtung der Photovoltaikanlage. Ursprünglich war vorgesehen, dass ein Elektroingenieur aus der Schweiz im Februar 2018 hätte nach Cusco reisen sollen um das Projekt zu realisieren. Er musste aber aus privaten Gründen absagen. Leider hat auch der peruanische Ingenieur, mit dem wir im November 2017 die Anlagen besprochen haben unser Projekt zu Gunsten einer grösseren Anlage zurückgestellt. Nun plant Jeremy nach Lima zu reisen um dort einen neuen Ingenieur zu suchen.

Sehr erfreulich war, dass uns die Crain-Civy Stiftung einen substantiellen Beitrag an den Ausbildungsfonds überwiesen hat. Für ehemalige Elim Kinder ist der Start ins Berufsleben besonders schwierig, weil sie keine Eltern haben, die sie auf diesem Weg unterstützen. Zur Zeit sind zwei Jugendliche motivierte Teilnehmer an einem Vorbereitungskurs für die Universität und überlegen sich, welche Studien für sie in Frage kämen.

Wir bedanken uns herzlich bei allen, die den Verein Contigo im vergangenen Jahr unterstützt haben und freuen uns, dieses spannende Projekt weitere Jahre begleiten zu dürfen.

Für den Vorstand

Roland Laager

Die Rechnung und die Bilanz 2018 können als PDF heruntergeladen werden.