Jahresbericht 2023

Im Jahr 2023 feierte der Verein Contigo sein zehnjähriges Bestehen. Anlässlich des Jubiläums wurde die Mitgliederversammlung im Juni mit einer Fotopräsentation ergänzt und mit einem Apéro abgeschlossen. Das gab Raum und Zeit für ausführlichere Gespräche und Diskussionen, zum Beispiel über die Zukunft des Ausbildungsfonds. Mit einer erbaulichen Rede hat sich zudem Patrick Götsch aus dem Vorstand verabschiedet. Wir danken ihm herzlich für 10 Jahre Engagement für Contigo. Einstimmig neu in den Vorstand gewählt wurde Beat Feurer aus Biel.

Dringliche Fragen haben es nötig gemacht, dieses Jahr einen Besuch im Elim zu planen und da ich die Situation als stabil genug eingeschätzt habe, bin ich am 27. Dezember 2023 nach Cusco gereist. Es war mir ein Anliegen, vor Ort mit der Heimleitung zu diskutieren über die Situation mit dem beschädigten Adobe Teil im Mädchenheim, den Wechsel weg von den Volontären und Perspektiven für die studierenden jungen Frauen.

Ich habe mich sehr gefreut, endlich einmal wieder in Cusco zu sein und nach tagelangem Regen die Sonne zu geniessen und – natürlich – Jeremy, Nilda und die Kinder wiederzusehen. Da der Aufenthalt diesmal sehr kurz war, ging es Schlag auf Schlag. Beim Abendessen mit Jeremy und seiner Frau Guilana sowie Vorstandsmitgliedern und Partnern erhielt ich sogleich ein Update zu den neuesten Entwicklungen im Heim. Die Kinder haben mit viel Kreativität ein kleines Willkommensfest im Bubenheim vorbereitet und es wurden auch gleich die Brillen übergeben. Es fielen mir viele neue Gesichter auf. Etliche der mir bekannten Kinder, mittlerweile junge Erwachsene, traf ich dann dafür beim sonntäglichen Kirchbesuch. Diese Gottesdienste, die von ca. 150 Leuten besucht werden, sind ein wichtiger Fixpunkt. Das anschliessende Kirchkaffee bietet eine willkommene Gelegenheit für ehemalige und aktuelle Elimbewohner sich auszutauschen.

Wie bereits im Voraus geplant, begleitete ich die Kinder auf einen Ausflug ins Valle Sagrado. Bei der Busfahrt durch Cusco sah ich sehr viele aufgerissene Strassen und Baustellen. Der Verkehr kam nur schleppend voran (fast wie in Basel). Wie üblich erklärte Jeremy mit viel Hintergrundwissen den Kindern die archäologischen Stätten. Und wir beschlossen den ereignisreichen Tag in einer Polleria in Urubamba. An Silvester durften die Kinder ein Menu wählen und entschieden sich für Fisch. Allerdings war der Umgang mit Köpfen und Gräten für einige der Kleineren etwas herausfordernd. Nach ein paar Kartenspielen, zum Beispiel Uno, gab es Tanz und Musik.

Jeremy hat für mich im Vorfeld einen Besuch im Kinderspital von Cusco vermittelt. Eine junge Kinderärztin führte mich durch die Container, in denen sie neben dem 10 Jahre alten Rohbau arbeitet. Die Neonatologin hatte früher in einem Privatspital gearbeitet, ist aber aus Überzeugung in die öffentliche Klinik zurückgekehrt. Sie bedauert, dass man vielen Kindern aufgrund der unterfinazierten Ausrüstung (zum Beispiel völlig veraltetes Röntgengerät) nur beschränkt helfen kann. Umso mehr hat mich beeindruckt wie zum Teil schwerstkranke Kinder (Lungenfehlbildungen, Fuchsbandwurm) mit Herzblut umsorgt werden und man versucht aus den vorhandenen Mitteln das Beste herauszuholen. Es war erschütternd zu sehen, dass manche Krankheiten nur in Lima behandelt werden können und dass die Frage, ob die Eltern das Geld für diesen Transport aufbringen können, über Leben und Tod entscheiden kann.

Bei einer Besichtigung im Mädchenheim erklärte mir Jeremy nochmals das Problem mit dem Wasser im Adobebau. Da die umliegenden Adobehäuser nach und nach durch Zementbauten erstsetzt worden waren, sammelte sich nun viel mehr Feuchtigkeit bei ihnen an. Erfreulicherweise zeichnet sich aber ev. eine Lösung ab mit einer potentiellen zweckgebundenen Spende aus dem Ausland. Das war eine Erleichterung, denn eine Sanierung finanziert durch Contigo, war von vornherein ausgeschlossen, da dies ganz klar den Rahmen unserer Möglichkeiten sprengt. Der Besuch im Mädchenheim gab auch Gelegenheit, ein weiteres Thema anzusprechen, nämlich die von uns schon lange angedachte Wohngemeinschaft für junge Frauen. Denn oft fehlt, gerade wenn noch eine Ausbildung ansteht, eine Wohngelegenheit, die temporär einen geschützten Rahmen gibt. In der Diskussion mit den Ehemaligen wurde mir aber aufgezeigt, dass das zumindest im Moment wohl noch zu optimistisch ist.

Wie nach jedem Besuch nehme ich viele Eindrücke und die Gewissheit, dass Elim eine sehr wertvolle Arbeit leistet, mit nach Hause. Diese Arbeit wäre nicht möglich ohne die Unterstützung ganz vieler Spenderinnen und Spender. Herzlichen Dank für Ihr Vertrauen.

Für den Vorstand

Roland Laager